Jede Software gratis freischalten (2024)

Seriennummer aus dem Internet – das klingt im ersten Moment illegal. Es gibt aber durchaus Situationen, in denen es rechtlich völlig in Ordnung ist, sich derart im Web zu bedienen. Dann nämlich, wenn Sie eine Software legal erworben haben und Ihnen der Freischaltschlüssel nicht (mehr) vorliegt. Sei es, weil Sie ihn verlegt haben, oder weil der Hersteller ihn aufgrund eines Produktionsfehlers nicht beigelegt hat – so etwas kommt tatsächlich hin und wieder vor. Oder aber die Online-Freischaltung der bereits bezahlten Software streikt.

Lizenzschlüssel futsch – und nun? Der erste Schritt sollte Sie in solchen Fällen natürlich zum Händler oder zum Hersteller führen. Wenn Ihnen das zu umständlich ist, zu lange dauert, Sie keinen Kaufbeleg mehr besitzen oder der Hersteller/Händler nicht reagiert, ist es Ihr gutes Recht, sich anders zu behelfen. Das Gleiche gilt, falls der Hersteller sich weigert, Ihnen eine neue Seriennummer mitzuteilen, oder er gar nicht mehr existiert. Wenn es inzwischen eine neue, teurere Version gibt, verweisen manche Hersteller darauf, dass sie die alte Version nicht mehr unterstützen und auch keinen Lizenzschlüssel mehr dafür ausgeben.

Hilfe aus den Untiefen des Webs Im Web gibt es eine aktive Szene an Software-Piraten. Sie veröffentlichen freimütig Lizenzschlüssel (Serials), die entweder aus dubiosen Quellen stammen oder die sie selber berechnet haben. Diese Serials funktionieren meist nur mit der jeweils angegebenen Version der Software. Denn auch die Hersteller werden über kurz oder lang auf sie aufmerksam und setzen sie in kommenden Versionen auf eine schwarze Liste. Effektiver sind Schlüsselgeneratoren (Key-Generators, kurz Keygens): Für einige Hobby-Entwickler ist es zum Sport geworden, den Algorithmus herauszufinden, nach dem die jeweilige Seriennummer berechnet wird. Wenn ihnen das gelungen ist, schreiben sie ein kleines Tool, das bei jedem Aufruf eine neue, passende Nummer berechnet. Die Keygens haben eine längere Lebensdauer, da die Software-Hersteller oft ihre komplette Freischaltungs-Routine verbessern und neue Schlüssel an Update-berechtigte Kunden verschicken müssten, um die Keygens für kommende Versionen unschädlich zu machen.

Immer mehr Software-Hersteller gehen wegen der ausufernden Piraterie den Weg, eine Online-Aktivierung einzuführen. Illegale Seriennummern würden dadurch wertlos werden – eigentlich. Software-Piraten haben auch hierfür schon Tricks parat: Entweder sie programmieren einen Crack, der die Aktivierung aushebelt. Diesen einzusetzen ist aber auch mit einer gültigen Lizenz illegal, wenn er die Software verändert. Oder sie nutzen die fast immer vorhandene Option der telefonischen Aktivierung, bei der man eine Buchstaben-Ziffern-Kombination angezeigt bekommt, diese normalerweise einem Automaten oder Mitarbeiter vorliest und daraufhin einen Freischalt-Code erhält. Die Piraten entwickeln hierfür ebenfalls Generatoren, mit denen man den Code selber berechnen kann. Das Anbieten von Seriennummern und Key-Generatoren ist illegal. Daher werden die entsprechenden Websites auch in aller Regel anonym auf Web-Servern abgelegt, die in Ländern mit laxer Rechtslage oder Justiz stehen.

In den Nebengassen des Webs findet sich viel Schmutz Die Möglichkeiten, im Web Seriennummern zu finden, sind vielfältig. Bevor Sie sich auf die Suche begeben, sollten Sie allerdings ein paar Vorkehrungen treffen. Der Grund dafür: Sie betreten einen zwielichtigen Bereich des Webs. Nur wenige Websites stellen Seriennummern nach dem Motto “freie Software für freie Bürger” online. Denn wer sich darauf spezialisiert hat, massive Urheberrechtsverletzungen zu begehen, hat wohl auch keine Hemmungen, Sie abzuzocken. Den meisten Anbietern geht es darum, Geld zu verdienen. Und das kann man im Web auf drei Arten besonders effektiv: mit p*rno, Glücksspiel und Malware.

Bei Ihrer Suche werden Sie daher mit hoher Wahrscheinlichkeit mit aufdringlichen und anstößigen Werbebannern mit sexuellem Hintergrund konfrontiert oder mit Reklame für dubiose Gewinnstrategien bei Online-Casinos. Einige Websites werden außerdem versuchen, Ihnen Malware unterzuschieben. Dabei handelt es sich entweder um Adware, die dafür sorgt, dass sich zusätzliche Werbe-Pop-ups öffnen und die Startseite des Browsers geändert wird. Oder aber schlimmer: Sie erhalten einen Trojaner, der sich ins System einnistet und eine Hintertür auf Ihrem Rechner öffnet. Diese ermöglicht es dem Autor, beliebige Aktionen auszuführen.

Beides spült dem Betreiber der Seriennummer-Website Geld in die Kasse. An den Einnahmen, die die p*rno-Banner und die Adware generieren, verdient er mit. Auch für jeden erfolgreich verbreiteten Trojaner erhält er Provision vom Urheber. Denn dieser kann mit dem Verkauf von Zugängen zu derart gekaperten “Zombie-Rechnern”, zum Beispiel an die Spam-Mafia, jede Menge Geld verdienen. Immer häufiger kommt es vor, dass Websites nur vorgeben, Lizenzschlüssel oder Keygens anzubieten. Stattdessen wird man von einer verseuchten Seite zur nächsten weitergeleitet und landet im Daten-Nirvana. Gerade solche Websites geben sich besondere Mühe, in den Trefferlisten von Google & Co. bei den entsprechenden Suchwörtern ganz oben aufzutauchen.

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Wir haben den Test gemacht und uns mit einer Update-technisch nicht ganz taufrischen Windows-Installation per Google auf die Suche nach Seriennummern begeben. Bereits nach kurzer Zeit schlug unser Virenscanner Alarm: Websites versuchten, uns durch Sicherheitslecks im Browser Malware unterzujubeln. Nachdem wir auf dem Testrechner alle Sicherheitslücken im Browser und im System gestopft hatten, war zwar erst einmal Ruhe. Aber nur bis zum Download mancher Key-Generatoren, die verseucht waren und Großalarm auslösten.

Vorkehrungen für den Besuch im zwielichtigen Web Wir raten also dringend davon ab, mit dem normalen Arbeits-System auf Seriennummer-Suche zu gehen. Selbst wenn Sie Windows permanent auf neuestem Update-Stand halten, einen leistungsfähigen Virenscanner installiert haben und einen alternativen Browser wie Firefox in der aktuellsten Version nutzen, sind Sie nicht hundertprozentig geschützt. Denn manche Schwachstelle wird bereits kurz nach der Entdeckung ausgenutzt, lange bevor ein Patch verfügbar ist. Der Königsweg ist es, für die Seriennummer-Suche ein komplett abgeschottetes System zu nutzen. Hierzu eignet sich eine Emulations-Software wie Vmware, die einen virtuellen PC zur Verfügung stellt. Er läuft abgeschottet vom Haupt-System, kann dieses also nicht infizieren. Falls das virtuelle System aber einmal so verseucht sein sollte, dass es keinen Spaß mehr macht, darin zu arbeiten, können Sie es schnell wieder in seinen Grundzustand zurückversetzen.

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Am einfachsten kommen Sie mit Mokafive Player zu einem virtuellen PC. Das Tool basiert auf Vmware Player, den es auch mitbringt, bietet aber erweiterte Funktionen. Nach der Installation ist bereits ein englischsprachiges virtuelles System (hier “LivePC” genannt) zum sicheren Surfen vordefiniert: Fearless Browser. Beim ersten Start per Klick auf den grünen Button lädt Mokafive die dafür benötigten Komponenten aus dem Internet. Es handelt sich bei Fearless Browser um ein Linux-System, das sich dank grafischer Oberfläche wie Windows bedienen lässt. Vorteil: Es beansprucht wenig Ressourcen, außerdem ist es sicher, weil kaum Viren und Trojaner existieren, die unter Linux laufen. Firefox ist bereits vorinstalliert – Sie können also sofort loslegen. Per Klick auf die Flagge in der Taskleiste aktivieren Sie das deutsche Tastatur-Layout. Die Einstellung gilt immer nur für die Anwendung, die gerade im Vordergrund läuft.

Sicher von der virtuellen Maschine auf das Haupt-System Wenn Sie eine passende Seriennummer gefunden haben, können Sie diese über die Zwischenablage ins Haupt-System kopieren. Etwas gefährlicher wird es bei einem Key-Generator. Da es sich dabei in aller Regel um Windows-Programme handelt, können Sie diese in der virtuellen Linux-Umgebung nicht ausführen. Sie müssen den Key-Generator also aufs Haupt-System übertragen. Bevor Sie das tun, sollten Sie das Programm auf Viren checken. Das erledigen Sie innerhalb der virtuellen Maschine, indem Sie es beim Analysedienst VirusTotal hochladen. Er prüft die Datei mit über 35 Antiviren-Programmen und sagt Ihnen, ob und welcher Scanner welche Meldung ausgibt. Sollte die Warnmeldung “Potentionally unwanted program” lauten, besteht keine Gefahr. Übersetzt lautet sie “Potenziell unerwünschtes Programm” und besagt, dass es sich um eine Software mit zweifelhaftem Einsatzzweck, aber ohne Schadfunktionen handelt. Um Dateien von der virtuellen Maschine auf das Haupt-System zu kopieren, gibt es zwei Wege: entweder per Drag & Drop oder indem Sie die betreffenden Dateien auf dem virtuellen Desktop ablegen. Dann finden Sie sie auf Ihrem Haupt-System im Verzeichnis “Eigene DateienMy LivePC Documentsfearlessbrowserrc1”. Trotz aller Vorkehrungen sollte auf dem Hauptsystem ein Virenscanner wie Antivir Personal Edition installiert sein.

Wenn man alle Schutzvorkehrungen getroffen, also idealerweise einen virtuellen PC installiert hat, kann es losgehen. Die meisten Anwender klappern zuerst Standard-Suchmaschinen wie Google ab, indem sie Suchanfragen wie diese eingeben: Programmname Serial|Serials|Serialz|Keygen Der senkrechte Strich (Alt Gr-Spitzklammer) bedeutet, dass nicht alle der durch ihn abgetrennten Suchwörter im Ergebnis vorkommen müssen, sondern nur mindestens eins. Die Suche über Google fördert auch viele unbrauchbare Ergebnisse zutage. Profis nutzen deswegen gleich spezialisierte Suchmaschinen. Diese besitzen entweder eine eigene Datenbank mit Seriennummern und/oder Key-Generatoren. Oder sie haben in ihren Suchindex nur solche Seiten aufgenommen, die auch tatsächlich das Gesuchte anbieten.

Alternative 1: Das Seriennummer-Such-Tool Craagle Craagle enthält die Adressen von 16 Seriennummer-Websites, die es auf Wunsch einzeln oder alle auf einmal nach einem Stichwort durchsucht. Craagle ist ein Windows-Tool, läuft also nicht im virtuellen Linux-System Fearless Browser. Das ist nicht weiter dramatisch, da Craagle selbst die Ergebnisse und die gefundenen Lizenznummern anzeigt, ohne dass man die betreffenden Werbe- und Malware-überfluteten Websites besuchen muss. Das Tool kann auch nach Cracks suchen. Cracks verändern kommerzielle Software beziehungsweise Demos so, dass sie auch ohne Eingabe eines Lizenzschlüssels dauerhaft laufen. Eine Veränderung von Programmen ist aber in den meisten Fällen illegal, auch wenn Sie eine rechtmäßige Lizenz besitzen. Benutzen Sie Craagle daher nur, um nach Seriennummer zu suchen (Menü-Option “Serials” statt der Voreinstellung “Cracks”). Einige Nutzer berichten im Web davon, dass ihr Virenscanner Craagle nicht nur als “Potentionally unwanted program” (“Potenziell unerwünschtes Programm”) meldet, sondern auch als Adware. In unseren Tests konnten wir kein Adware-typisches Verhalten feststellen. Da es keine offizielle Download-Quelle für Craagle gibt, ist nicht auszuschließen, dass modifizierte Versionen im Umlauf sind, die Malware enthalten. Prüfen Sie daher mit einem eigenen Virenscanner oder dem Analysedienst VirusTotal , ob in der von Ihnen heruntergeladenen Version Viren oder Trojaner stecken.

Alternative 2: Die Offline-Datenbank Serials 2005 Das englischsprachige Tool Serials 2005 ist eine Offline-Verwaltung für Seriennummern. Sie können darin Ihre eigenen Seriennummern notieren, kategorisieren und zum Beispiel auf einen USB-Stick sichern. So verhindern Sie, dass Sie diese überhaupt erst verlieren. Für den Fall, dass es hierfür bereits zu spät ist, gibt es auf der Homepage des Tools eine vorgefertigte Datenbank (“main database”) mit Tausenden von Lizenzschlüsseln für jedes nur erdenkliche Programm. Sie ist auf der ersten Ebene nach Plattformen sortiert (zum Beispiel “Mac”, “Linux” und “PC” – hiermit ist “Windows” gemeint – und auf der zweiten Ebene nach dem Alphabet. Beim ersten Start fragt Serials 2005, ob Sie eine bereits bestehende Datenbank öffnen möchten. Wenn Sie diese Frage verneinen, werden Sie aufgefordert, einen Dateinamen für eine neue, leere Datenbank einzugeben. Über “File, Load a Different Database” lässt sich jederzeit eine andere Datenbank öffnen, zum Beispiel die “main database”.

Alternative 3: Seriennummern und Keygens bei Rapidshare & Co. Außerdem finden sich Seriennummern und Key-Generatoren in File-Hosting-Diensten wie zum Beispiel Rapidshare . Die File-Hosting-Dienste selber bieten keine Suchfunktion an. Sobald aber jemand den Link zu einer Datei irgendwo im Web veröffentlicht, wird er von Spezial-Suchmaschinen wie Search Shared File Servers , FilesTube oder FilesBot gefunden. Stichwörter wie “Serial” oder “Keygen” fördern mehrere tausend Treffer zutage.

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