Volvo EX40 im Fahrbericht - Schwede noch State of the Art? (2024)

Als der kompakte Volvo XC40 Ende 2017 auf den Markt kommt, ist er eine viel beachtete und stylische Alternative im Segment. Inzwischen gehört er zum schnieken Establishment. In der neuesten Ausbaustufe, er heißt jetzt EX40, gibt es mehr Power.

Nicht nur brandneue Autos haben Charme, auch ältere. Die Rede ist gerade allerdings nicht von Klassikern, sondern einfach von Modellen, die sich schon länger auf dem Markt tummeln, aber immer noch up to date sind oder zumindest sein sollten - weil sie noch attraktiv aussehen und/oder, weil sie vom Hersteller ständig modernisiert werden. Klar, das Prickelnde eines flammneuen Modells geht ihnen ab, aber dafür darf man auf einen gewissen Reifegrad setzen. Die Qualität passt, Kinderkrankheiten sollten ausgemerzt sein. Nicht wenige Neuwagenkunden schätzen so etwas.

So ist es auch um den Volvo XC40, ähm, in diesem Fall EX40, bestellt. Doch bevor die Schweden ihre Nomenklatur an das neue Volvo-Namensprinzip (mit dem "E" für Elektro) angepasst haben, bekam der Kompakte noch ein Update, das über kleine kosmetische Eingriffe weit hinausgeht. Weil der Strom eben nicht bloß aus der Steckdose kommt und ihn die Endverbraucher auch bezahlen müssen, wurde schnell ein zu hoher Energieverbrauch bei der unteren Mittelklasse konstatiert, der dann entsprechend Kritik ausgelöst hat.

Weniger Stromverbrauch, mehr Leistung

Abhilfe kam aus dem Ingenieurwesen. Kurzerhand haben die Techniker den Motor an der Vorderachse durch eine Asynchronmaschine ersetzt, während hinten weiterhin das Permanentmagnetaggregat werkelt. Der Asynchronmotor erzeugt weniger Widerstand, wenn man ihn unbestromt mitschleppt. Die Reduktion des Stromverbrauchs von bis zu 25 auf unter 20 kWh in der gemittelten WLTP-Disziplin ist schon signifikant.

Nun bekommt der EX40 noch einen Klacks mehr Leistung. Diejenigen, die möchten, dürfen sich ab sofort von 441 Pferdchen (und 670 Newtonmetern Drehmoment) Richtung Horizont schmettern lassen - kostet zum Basismodell aber auch mehr als 16.000 Euro Aufpreis. Das bedeutet, dass der 2,2-Tonner binnen 4,6 Sekunden auf 100 km/h beschleunigt. Bedeutet ferner, dass der Druck im Kreuz enorm ist, genug Punch, um unbedarfte Mitfahrer zu erschrecken. Bei 180 km/h ist allerdings, wie bei allen Volvo, Schluss.

Auch Basismodell gut motorisiert

Andererseits überrascht der Antriebsstrang mit einer kleinen Verzögerung im Vortrieb. Unabhängig vom Fahrprogramm wird maximale Last nicht ansatzlos in vollen Vortrieb umgesetzt. Offenbar dauert es eine halbe Gedenksekunde, bis die Software den Befehl des rechten Fußes weitergibt, und erst dann heißt es volle Kraft voraus.

Wem es ohnehin nicht auf hohe Fahrleistungen ankommt, kann auch mit der Basisversion leben. Denn die ist mit 238 PS auch nicht gerade untermotorisiert (7,3 Sekunden auf 100 km/h). Und für diese ruft Volvo einen Basispreis von 48.990 Euro auf. Immer noch viel Geld, aber natürlich auch einiges an Gegenwert. Denn so mancher Ausstattungsbrocken ist bereits im Grundpreis enthalten. Dazu gehören auch LED-Scheinwerfer, Navi, Parkpiepser sowie Rückfahrkamera.

Dass der Volvo ein Kompakter ist, merkt man ihm allerdings schon an. Die Innenraumabmessungen sind analog zu den Außenabmaßen begrenzt. Fühlt man sich unwohl? Das wäre übertrieben, aber der Schwede ist schon eher ein passender Maßanzug als die verschwenderische Jogginghose. Da könnte der Kunde angesichts des Preises durchaus ins Grübeln kommen.

Und auch bei der Anmutung des Innenraums kämpft der EX40. Ja, die Verarbeitung geht grundsätzlich in Ordnung, wenn man einmal vom Handschuhfachdeckel - mit den einen Tick zu scharfen Kanten sowie dem dürren Plastik - absieht. Echt jetzt, Volvo?

Üppige Sessel sorgen für Fahrkomfort

Immerhin sind die Sessel dann überdurchschnittlich üppig für die Klasse und bieten entsprechend ordentlichen Fahrkomfort. Hier wird der Premiumanspruch wieder erfüllt. Am Infotainment erkennt man dann allerdings, dass der Skandinavier schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hat.

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Das Display wirkt wie aus einer anderen Epoche, zwar hinreichend gut aufgelöst und mit neun Zoll zumindest nicht unpraktikabel klein, aber architektonisch einfach auch nicht so cool inszeniert wie heute üblich. Selbst im Konzern geht es mittlerweile anders, wie der eine Klasse niedriger angesiedelte EX30 zeigt.

Da der Marsch bei Volvo stramm in Richtung Elektroantrieb geben, sei noch erwähnt, dass auch in puncto Ladeperformance nachgebessert wurde. So nennt der Hersteller für die Version mit 67 kWh (netto) großem Akku eine Peakladeleistung von 180 und für die Versionen mit 79 kWh Nettokapazität sogar 205 kW. Der Ladehub von 10 auf 80 Prozent soll sich in 26 respektive 28 Minuten vollziehen. Und die WLTP-Reichweiten bewegen sich im Bereich von mindestens 435 bei kleiner Batterie bis zu 576 Kilometern beim großen Akku.

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Am Ende drängt sich die Frage auf, was mit dem Kompaktklasse-Volvo mittelfristig passiert. Die Tatsache, dass der Konzern jetzt auch mit Editionsmodellen (Black Edition ab 55.590 Euro) um die Ecke kommt, könnte zumindest ein Indiz dafür sein, dass die verbliebene Laufzeit der Modellreihe überschaubar ist. Auch das Alter von rund sieben Jahren spricht dafür.

Die Plug-in-Hybridmodelle hat der Hersteller bereits aus dem Konfigurator genommen, mild hybridisierte Verbrenner gibt es aktuell noch zum Kurs von mindestens 42.490 Euro. Generell dürfte sich der Spielraum beim Feilschen nun vergrößern, vielleicht hat der örtliche Händler ja ein gutes Angebot in petto.

Wem das schnöde SUV nicht gefällt, kann zum viertürigen Coupé (gleiches Segment) mit dem Namen EC40 greifen, ab 51.690 Euro. Hier ist der elektrische Antrieb allerdings gesetzt. Dieses Schicksal dürfte die andere Karosserievariante auch erwischen, bevor sie dann endgültig eingestellt wird.

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